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Archiv 2024

Viel ist in diesen Tagen vom Engagement für unsere Demokratie und von den Lehren aus der deutschen Geschichte die Rede. Zu recht! Und insbesondere rückt der Antisemitismus wieder verstärkt ins öffentliche Bewusstsein. Doch die 102 jährige Holocaust-Überlebende Margot Friedländer gibt in diesen Tagen zu bedenken: „Ihr braucht zu viele Worte dafür – braucht weniger Worte. Meine Mission ist: Ich sage, seid Menschen. Wir sind alle gleich. Es gibt kein christliches, kein muslimisches, kein jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut. Alles ist gleich. Wenn ihr Menschen seid, dann werdet ihr wissen, dass ein Mensch so was nicht machen würde.“

Im Nachgang zum diesjährigen Holocaust-Gedenktag möchten wir die Gäste dieser unserer Internetseite bitten, im persönlichen oder beruflichen Umfeld immer wieder einmal auf www.hineinschauen.org hinzuweisen. Denn hier finden sich viele Hinweise und Anregungen einer lebendigen Erinnerungskultur und – hoffentlich! – einer neuer Wachsamkeit: sachlich, informativ und interessant!

Eine überraschende Nachricht erreichte das Redaktionsteam am Abend des Holocaust-Gedenktags, als der Messengerdienst von Facebook per Sound eine neue Mitteilung ankündigte. Der Absender war August Stüer. Zu ihm hatten wir während des Entstehungsprozesses des Buches "HIer wohnte ..." Kontakt aufgenommen. Denn er hatte vor Jahren ein Foto eines Fundstückes in der Gruppe "damals in Dülmen" auf Facebook gepostet, welches eine Kleiderbürste, wohl ein Werbegschenk, des Modehauses Eichengrün zeigte. Das Textilwarengeschäft wurde 1910 von den Brüdern Hermann und Sally Eichengrün an der Marktstraße in Dülmen gegründet. Während der NS-Zeit emigrierte die jüdische Kaufmannsfamilie nach Südamerika.

So fand das Bild der Kleiderbürste über den Facebook-Kontakt den Weg in das Kapitel über die Familie Eichengrün (S. 36 und 37) des Buches "Hier wohnte ...".  August Stüer erinnerte sich nun an diesen kurzen Schriftverkehr und fragte am gestrigen Abend an, ob er uns diese Kleiderbürste schenken dürfe. Er sei davon überzeugt, dass sie bei uns gut und richtig aufgehoben sei. Er selbst kam nach dem Krieg durch ein Tauschgeschäft gegen Kartoffeln und Speck zu dem Erinnerungsstück. Wir freuen uns sehr über dieses Geschenk und werden es in Erinnerung an die Familie Eichengrün in Ehren halten.

Totenstille herrschte im Amtsgericht, als hier in dieser gut gewählten Kulisse, das Stadtensemble aus Münster die szenische Lesung "Die Ermittlung" anlässlich des Holocaust-Gedenktages aufführte.

Hierbei handelt es sich um ein Theaterstück des Dramatikers Peter Weiss von 1965, das den ersten Frankfurter Auschwitzprozess von 1963 bis 1965 mit den Mitteln des dokumentarischen Theaters thematisiert. Weiss selbst nahm als Zuschauer am Auschwitzprozess teil und entwickelte sein Stück aus den Protokollen Bernd Naumanns.

In den 11 Szenen, die als Gesänge bezeichnet werden, werden die Zuschauer auf dem qualvollen Weg vom Transport über die Rampe bis zum Feuerofen mitgenommen. Die Zeugenaussagen sowie die Reaktionen der Angeklagten gingen dem Publikum unter die Haut. "Obwohl ich die Geschichte aus unzähligen Büchern und Filmen kenne, bin ich zutiefst erschüttert über das gerade Gehörte.", so eine Besucherin der Veranstaltung. Besonders der "Gesang der Feueröfen" zeigte durch die Aussagen der Zeitzeugen die Unmenschlichkeit und Grausamkeit von Auschwitz auf. Eine Zuschauerin verließ zwischenzeitlich mit den Worten "Ich kann das gerade nicht mehr ertragen" den Raum und viele konnten diese Reaktion beklommen nachempfinden. Nach der Aufführung berichtete eine der Schauspielerinnnen, dass es viele Proben gedauert habe, bis das Ensemble die Texte ohne Tränen bzw. Stimmversagen lesen konnten.

Die Akteure rotierten nach jeder Szene die Rollen, so dass die Darsteller mal als Zeuge, Angeklagter, Staatsanwalt, Rechtsanwalt oder Richter zu sehen war.

Unterstützt wurde die Veranstaltung der Stadt Dülmen durch die Sparkasse Westmünsterland, die Bürgerstiftung Dülmen, den Heimatverein Dülmen e.V. und die Soroptimistinnen Dülmen.

Felix Klein, der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, mahnt neue Formen für das Holocaust-Gedenken an. Man müsse neue Formate finden, um die breite Bevölkerung und insbesondere die junge Generation emotional anzusprechen. Unter anderem müssten die Gedenkstätten digitaler und mobiler werden, „um junge Menschen da abzuholen, wo sie sich gerne aufhalten“ – etwa in sozialen Medien. Bundesweit wird heute der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz der Gräuel des Holocaust gedacht. Am 27. Januar 1945 hatten Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz im besetzten Polen befreit. Die Nazis hatten dort mehr als eine Million Menschen ermordet. Seit 1996 wird das Datum in Deutschland als Holocaust-Gedenktag begangen.

Foto: antisemitismusbeauftragter.de

Um einen Band reicher sind jetzt die „Beiträge zur Landes- und Volkskunde des Kreises Coesfeld“: Unter dem Titel „Das NS-Regime – Kollegen und Nachbarn. Die Kreise Coesfeld und Lüdinghausen in der Zeit des Nationalsozialismus“ ist nun Nr. 30 erschienen. Im Rahmen dieses Projektes, das vom Land NRW, der Wolfgang Suwelack-Stiftung sowie der Sparkassenstiftung für den Kreis Coesfeld gefördert wurde, hat Autor Prof. Dr. Bernd Walter u.a. umfangreiches Aktenmaterial im Kreisarchiv gesichtet und ausgewertet.

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Hendrik Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, sieht in den jüngsten bundesweiten Kundgebungen für Menschenwürde und gegen Faschismus ein Zeichen für die Wehrhaftigkeit der Demokratie. Die Demonstrationen hätten gezeigt, dass die „demokratische Mitte unserer Gesellschaft“ die „übergroße Mehrheit“ stelle, sagte Wüst am Freitag, 26. Januar, in einer Gedenkstunde des Düsseldorfer Landtags zum Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Januar 1945. Gutes Zusammenleben sein unendlich wertvoll. „Wir müssen es fördern und schützen“, betonte Wüst und fügte hinzu: „Für unsere Werte einzustehen, kann jeder jeden Tag tun.“ Die Landesregierung arbeite daran, dass jeder Schüler die Gelegenheit erhalte, einmal ein ehemaliges KZ zu besuchen. Wer das als Jugendlicher gemacht habe, sehe die Welt danach „mit völlig anderen Augen“. Er erkenne, dass „NS-Unrecht, Deportation und KZ-Haft nur ein Ziel hatten: Menschen ihrer Würde zu berauben und sie dann zu töten.“ – Der Landtag gedachte erstmals auch den in der NS-Zeit getöteten Sinti und Roma. Dies sei ein „Schritt zur gesellschaftlichen Anerkennung“, unterstrich der 1. Vorsitzende des Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma NRW, Roman Franz. Angesichts des zunehmenden Antisemitismus in NRW sei eine stärkere und nachhaltigere politische Zusammenarbeit gegen jede Form von Rassismus notwendig. Das sei Voraussetzung dafür, damit die Jugend „in einer stabilen und sicheren Demokratie“ aufwachsen könne.

Foto: Von Olaf Kosinsky - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) stellt in einem Beitrag von Kathrin Schulte im „Alltagskultur-Blog“ der Kommission für Alltagskulturforschung (vormals Volkskundliche Kommission) das neue Kinderbuch „Ein besonderer Schatz“ vor. Der Blog informiert seit fünf Jahren zweimal in der Woche über aktuelle Projekte, Archivfunde, Veröffentlichungen und vieles mehr aus den Bereichen von Kultur- und Alltagsgeschichte, Volkskunde, Kulturanthropologie und benachbarter Disziplinen. „In dem vom Heimatverein Dülmen herausgegebenen Buch wird die Geschichte der Familie Pins nicht nur nacherzählt, sondern auch eingeordnet“, resümiert Schulte. „Es gibt Informationen zur jüdischen Gemeinde in Dülmen vor der NS-Zeit, zum Judentum selbst und zu jüdischen Festen. Auch die NS-Ideologie wird thematisiert. Das Buch ist in einfacher, kindgerechter Sprache verfasst. Die Illustrationen veranschaulichen die Handlungen und sind der Thematik angemessen.“

https://www.alltagskultur.lwl.org/de/blog/ein-besonderer-schatz/

 

Foto: Scxhulte/LWL

StViktor

Auf jüdische Spuren
in St. Viktor

„Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich!“ Mit diesen Worten ermahnt der Apostel Paulus (vgl. Römer 11,18) die christliche Gemeinde, ihren religiösen Ursprung nicht zu vergessen: Das Christentum gründet auf dem JudentumDas Neue Testament ist ohne das Alte Testament nicht verständlich. Die christliche Liturgie und auch die Kunst enthalten zahlreichen alttestamentliche Zitate oder Anspielungen auf das Judentum. Dies soll bei einer kleinen Exkursion durch die Dülmener Viktorkirche anhand von zehn Bildmotiven und Symbolen verdeutlicht werden. 

INRI 2

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Theo Schwedmann

Theo Schwedmann

Projektleiter a. D. Erziehung nach Auschwitz NRW

Erinnerung ohne Menschen und ohne Orte funktioniert nicht. Darum sind Zeitzeugen und Erinnerungsorte so wichtig.